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Kurfürstenallee Marktoberdorf

Kurfürstenallee Marktoberdorf

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Dies ist eine Geschichte über ein Kunstwerk.
Über die Stärke und Kraft der Natur, die uns dabei hilft, unsere eigene zu entdecken.
Aber auch darüber, dass die Natur manchmal genauso unsere Hilfe braucht.

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Planst Du ein Jahr,
so säe Korn.
Planst Du ein Jahrtausend,
so pflanze Bäume.
             Kuan Chung


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Knorrig ragen die großen Linden in den Himmel. Wie vielen Stürmen haben sie schon getrotzt? Wie viele Menschen haben sie mit ihrer stattlichen Erscheinung schon zum Staunen gebracht? Wie viele Liebende schon mit ihrem süßen Duft betört? Und wie vielen Suchenden Halt gegeben, wenn sie es brauchten?
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Sie ist ein Kunstwerk, ein Sehnsuchtsort im Schlosspark. Schnurgerade verläuft die barocke Kurfürstenallee auf einem Höhenzug zwischen zwei Tälern und parallel zum Gebirgszug der Allgäuer Alpen: 620 stattliche, knorrige Winterlinden säumen die zwei Kilometer vom Fürstbischöflichen Schloss oberhalb von Marktoberdorf bis zum Waldberg. Zwischen den dicken Stämmen öffnen sich immer neue Blicke auf die Allgäuer Alpen. Kein Wunder, dass die Allee zu den schönsten in Deutschland und zu den bedeutenden
Naturdenkmälern in Europa zählt. Doch für das Allgäu ist so eine Allee ziemlich ungewöhnlich. Hier gibt es viele Berge und Hügeltäler, Seen und Flüsse - eine traumhafte Landschaft, aber keine idealen Bedingungen, um eine solche anzulegen.









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Clemens Wenzeslaus aber machte sich darüber keine Gedanken. Er wünschte sich eine Allee. Aber warum? Der Erzbischof und Kurfürst von Trier und letzter Fürstbischof von Augsburg nutzte das Oberdorfer Schloss oberhalb des Ortskerns gerne als Sommerresidenz. Vom oberen Geschoss blickte er auf die Landschaft und ein Zeitzeuge berichtet, dass er an heißen Sommertagen einen schattigen Weg vermisste, auf dem er zu seinem Lieblingsort in Marktoberdorf gelangen konnte. Er liebte den Spaziergang zum Waldberg, eine halbe Stunde vom Schloss entfernt. Zu seiner Zeit führte nur ein baumloser Feldweg dorthin. So ließ er von 1774 bis 1780 die Lindenallee anlegen.


















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Clemens Wenzeslaus kombinierte also die
Allee mit der Idee eines Landschaftsgartens
inmitten der Allgäuer Natur und schuf eine
Parkanlage mit geschlängelten Wegen, Aussichts-
pavillon, Küche und vermutlich einer Einsiedelei.
Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Auch der
malerische Blick von seinem Sehnsuchtsort in den
Allgäuer Schlosspark mit über 90 Berggipfeln, dem
Auerberg, Seen, Hügeln, Wiesen, Wäldern und dem Märchenschloss Neuschwanstein ist längst zugewachsen.
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Deshalb blieb der Sinn der Allee lange im Verborgenen, denn der prachtvolle Weg endete aus heutiger Sicht im Nichts: auf einer Wiese, dahinter Büsche und hohe Bäume. Das konnte irgendwie nicht sein.
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Gudrun Dietz-Hofmann, die sich als Landschaftsarchitektin mit dem Denkmal befasst, recherchierte in Archiven, als sie 2016 von der Stadt Marktoberdorf mit einem sogenannten Parkpflegewerk beauftragt wurde. Darin wird neben der genauen Bestandsaufnahme der Allee, auch der künstlerische und historische Wert analysiert, aber auch deren Bedeutung als wichtiger Lebensraum für Insekten und Tiere. Ziel ist es, daraus Maßnahmen abzuleiten, wie die Kurfürstenallee bestmöglich erhalten werden kann. Ganz im Sinne von Clemens Wenzeslaus. Sie sollte ihn nicht nur im Schatten zu seinem Aussichtspunkt führen, sondern auch für nachfolgende Generationen "eine Quelle der Erholung und schönen Naturgenusses" sein, wie in historischen Quellen zu lesen ist. Er selbst durfte "seine" Allee über 30 Jahre genießen und zumindest teilweise im Schatten zu seinem geliebten Aussichtspunkt spazieren. Man mag sich vorstellen, wie sehr sie ihm heute mit den stattlichen Linden gefallen würde.






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Wer hier entlang geht, tritt in einen unglaublich vielfältigen Lebensraum ein. Wenn die Linden je nach Wetterlage im Mai oder Juni ihre süßen Duft verströmen, wird die Allee mit einem sonoren Summton erfüllt. Mit bis zu 60.000 Blüten ist schon eine einzige Winterlinde eine wichtige Nektarquelle für Bienen. Auch sind hier fast 50 holzbewohnende Käferarten zu Hause, zum Beispiel der seltene Lindenprachtkäfer. Als zusätzliche Nahrung werden seitlich der Allee nun Blühstreifen gelassen. Außerdem bilden die ausladenden Äste über dem Weg eine Art Kuppel und damit eine perfekte Flugtrasse für verschiedene Fledermausarten, die hier nachts jagen.
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Tiefe Furchen durchziehen die über 240 Jahre alten Riesen, die an der Wetterseite mit Moos bewachsen sind und an deren Stämme viele Bruthöhlen zu sehen sind. Teilweise werden die Bäume mit Seilen zusammengehalten und gesichert. Dazwischen werden junge Linden nachgepflanzt. Es scheint, als ob jeder Baum seine eigene Geschichte erzählt, eine Persönlichkeit ist, die durch Wind und Wetter geformt worden ist - und der auch Menschen Wunden geschlagen haben.
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So haben sich die Lieblingsbäume des Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus an die Bedingungen angepasst, an ein Leben an diesem Ort. In einem Abstand von nur 5,5 Meter gepflanzt, müssen sie sich arrangieren und wachsen, wo ihnen Platz gegeben wird. Sie waren schon da, bevor die Flächen außenherum landwirtschaftlich genutzt wurden und Häuser am Beginn der Allee gebaut wurden. Um sie als historisches Kulturgut und enorm wertvollen biologischen Lebensraum zu erhalten, braucht sie Schutz und viel Pflege. Symbolisch steht die Linde im Volksglauben für das Miteinander, für Fürsorge und gelebte Nächstenliebe. Und die braucht sie jetzt von den Menschen.
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Auch der Fürstbischof musste sich den Allgäuer Bedingungen anpassen. Für seine Idee der Lindenallee sollten die Bauern das hügelige Gelände einebnen. Über fünf Jahre waren diese damit beschäftigt. Obwohl der Fürst sonst recht beliebt war, weil er sich kulturell, wirtschaftlich und sozial sehr engagierte, waren die Bauern anfangs alles andere als begeistert. 200 Meter hielten sie durch, dann streikten sie: Nicht nur, weil der Fürst sie für ihre Arbeit noch nicht bezahlt hatte. Sie verteidigen das Allgäu als eine natürliche Schönheit. Der Reiz würde gerade darin bestehen, dass hinter jedem Hügel eine neue Aussicht warte. Damit überzeugten sie den Mann des Hochadels - und heute Spaziergänger und Wanderer, die hierher kommen.







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Gudrun Dietz-Hofmann setzt sich dafür ein, dass der malerische Ausblick am Ende der Allee durch schmale Sichtachsen wieder geschaffen wird. So könnten Spaziergänger viel mehr nachempfinden, wie berührt der Fürstbischof wohl von diesem Platz gewesen sein mag und sich selbst verzaubern lassen. Außerdem würde der Allee damit der ursprüngliche Sinn wiedergegeben.
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Der Fürstbischof ruht übrigens ganz in der Nähe seines Herzensprojekts - neben dem Schloss, im Anbau von St. Martin, eine Barockkirche und weitere Sehenswürdigkeit, die die Marktoberdorfer ihm ebenfalls zu verdanken haben.
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Ein Spaziergang unter so vielen Herzbäumen lässt Alltagsgedanken im Kopf ganz schnell
verblassen. Das wissen auch viele
Einheimische zu schätzen, für die
die Kurfürstenallee über der Stadt
etwas ganz Besonderes ist, das sie
pflegen und das ihnen Weitblick und
kostbare Auszeiten schenkt. Damit schaffen
sie allen, die hierher kommen Momente,
die das Herz berühren und das Leben bereichern.
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Erzählkonzept & Text & Interview:
musenkuss & funkenflug - Ingrid Yasha Rösner, Nesselwang

Bildnachweise:
  • Peter von Felbert (Seiten (1, 2, 3, 4, 6, 10, 12, 13, 14, 15,17, 19)
  • Ingrid Yasha Rösner (Seiten 5, 7, 8, 10, 11, 16)
  • Christian Greither (Seite 18)
  • Stadtarchiv Marktoberdorf, historische Aufnahme (Seite 5)
  • Shutterstock.com / Alisa Burkovska (Titelbild)
Videos 
  • Peter von Felbert (Clip 1, 3, 6)
  • Ingrid Yasha Rösner (Clip 2, 4, 5)
Bild-/Videobearbeitung:
Bildbearbeitung:
  Peter von Felbert
Videobearbeitung:
  martin media - Bernd Martin, Kempten

Vielen Dank
an Landschaftsarchitektin Gudrun Dietz-Hofmann

Im Auftrag von:
Tourismusverband Ostallgäu e. V.
Schwabenstraße 11
87616 Marktoberdorf
Telefon: 08342 911-506
E-Mail: info@schlosspark.de
www.schlosspark.de
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